Stadt- Industrieflora

Dienstag, 22. Mai 2007

Esche

Esche
Fraxinus excelsior
Oleaceae

Dieser Baum kann bis zu 40 m hoch und 250 Jahre alt werden. Er gehört zur Familie der Ölbaumgewächse. Das Holz ist sehr elastisch, so dass wir als Kinder Äste der Esche gerne zum Bau von Flitzebögen verwendet haben. Kein anderes Holz hatte die Spannkraft von Eschenholz.

Die Esche verfügt über ein starkes Senkerwurzelsystem. Unter Senkerwurzelsystem versteht man eine Wurzelbildung, bei der aus starken horizontalen Wurzeln Senkerwurzeln senkrecht in den Boden wachsen. Im Winter kann man die Esche gut an ihren recht dicken und vor allem fast schwarzen Knospen erkennen.

Und wenn man in die dunklen Tiefen der nordischen Mythologie absteigt, finden wir dort nicht, wie oft angenommen, die ‚germanische’ Eiche als Ur- und Lebensbaum sondern die Weltesche Yggdrasil. https://de.wikipedia.org/wiki/Yggdrasil

Daneben finden wir einen

Bergahorn

Bergahorn
Acer pseudoplatanus
Aceraceae

So ein Bergahorn kann bis zu 30 m hoch und 500 Jahre alt werden. Anhand der von älteren Stämmen plattig abblätternden Rinde, das hat er mit der Platane gemeinsam, kann man ihn auch im Winter gut von dem Spitzahorn Acer platanoides unterscheiden. Wie der Name sagt, ist er ein Kind der Berge. Er wird jedoch zahlreich angebaut und verwildert hier in üppiger Weise.

Noch etwas jünger und unmittelbar neben bzw. vor dem Ahorn streckt eine junge

Eiche

Quercus
Quercus robur
Fagaceae

ihre ersten Blätter der Sonne entgegen. Die Stieleiche wird 20 – 30 m hoch und kann ein Alter von 500 – 800 Jahren erreichen. Die oft zitierten 1000-jährigen Eichen sind wohl eher Sage. Bisher ist noch kein Baum dieses Alters bestimmt worden. Das harte, feuchtigkeitsunempfindliche Holz ist zwar schwer zu bearbeiten, weist aber Qualitäten auf, die von keinem anderen Holz hier heimischer Bäume erreicht wird. Ein Teil der im sumpfigen Vorland von Rhein und Düssel erbauten Häuser stehen auf Eichenpflöcken. Vergessen wir nicht, dass Wein und auch Bierfässer aus Eiche gefertigt werden. Überall, wo es auf Belastbarkeit und Beständigkeit ankam vom Wagenrad bis zum Schiffsbau, wurde früher Eichenholz verwendet. Schweineschinken wird besonders gut und delikat, wenn die Schweine mit Eicheln gefüttert werden. Früher scheuchte man die Sauen einfach in den Wald. Davon können wir heute nur noch träumen, es sei denn, wir finden einen Händler, der Schinken spanischer mit Eichen ernährter Schweine führt, und können uns das leisten.

Doch jetzt zu den anderen Gesellen.

Gänsedistel

Gaensedistel
Sonchus oleraceus
Asteraceae

Die Gänsedistel ist weltweit verbreitet. Sie gilt mir ihren bis zu 1 m tief reichenden Wurzeln als Pionierpflanze. Sie ist einjährig und vermehrt sich über Flugsamen.

Weg-Rauke

Weg-Rauke
Sisymbrium officinale
Brassicaceae

Eine richtige, einjährige Allerweltspflanze, die hier bei uns heimisch ist.

Ein wenig abseits aber doch von dem Mast vor dem Strom der Passanten geschützt finden wir die

Einjähriges Rispengras

Poa-annua
Poa annua
Poaceae

Dieses Rispengras ist der typische Bewohner von Pflasterritzen. Es ist so gewöhnlich, wie etwas nur gewöhnlich sein kann. Ich schätze mal, man findet es sogar im klinisch sauberen Zürich hin und wieder, weil die gründliche, auf Ordnung und Sauberkeit getrimmte Unkrautliesel gar nicht so schnell sein kann, wie dieses Gras Neuland erobert. Selbst der aus dem Griechischen stammende botanische Name meint nichts anderes als einfach ‚Gras’.

Dann aber wird es interessanter, denn wir begegnen einem der typischen Vertreter einer Trittpflanzengesellschaft, dem

Bruchkraut

Bruchkraut
Herniaria glabra
Illecebraceae
https://gnogongo.twoday.net/stories/2361704/

und im Bruchkraut hervorlugend einem Exemplar

Breitblättriger Wegerich

Wegerich
Plantago major
Plantaginaceae

Dieser Wegerich ist mehrjährig und treibt jedes Jahr aus einem Rhizom neue Blattrosetten. Er verfügt über bis zu 80 cm tief in den Boden reichende Wurzeln und ist außerordentlich trittfest. Kaum ein Weg, auf oder neben dem er nicht zu finden ist.

Esche und Ahorn verfügen über flugfähige Samen. Der Ahornsamen nimmt seinen Weg mit 80 Umdrehungen die sec. Aber bei der Eiche muss ein Eichhörnchen nachgeholfen haben.

Das sind nur einige der Pflanzen auf den nicht mal 2 qm Ritzen und Spalten im Schutz von Mast und Schaltkasten. Die alle wollen überleben und sogar groß und stark werden. Keiner hat eine Chance, denn bald werden grün, grau oder blau (je nachdem, welches städtische Amt hier zuständig ist) bekittelte Männer kommen und dem Dasein des Grüns ein Ende bereiten.

Die Eiche und den Ahorn werden sie einfach ausrupfen können. Die Esche wird sich Ihnen widersetzen, so dass hier die Schere zum Einsatz kommt, die Kräuter werden ausgerissen und weggeschuffelt, wobei Bruchkraut und Wegerich als wahre Helden der Trittpflanzengesellschaft aus der Wurzel neu austreiben. Das Gleiche dürfte für die Esche gelten. Eine Eiche wird es an diesem Ort wohl nicht mehr so schnell geben.

Nach soviel Flora jetzt noch den einzig feststellbaren Vertreter der Fauna. Ameisen bauen unter dem Pflaster ihren Staat und schmeißen dazu Steinchen aus dem Bau, die wesentlich schwerer sind als so eine Ameise. Deshalb finden wir auch dieses für Ameisen eigentlich viel zu große Loch. Da müssen halt die Steine durchpassen. Die Ameisen kämen mit der zehntel Größe eines Eingangslochs aus.

Ameisenloch

Nachtrag: Was ich nicht wusste. Heute ist der ‚Internationale Tag der biologischen Vielfalt.’ Passt doch.

Montag, 21. Mai 2007

Hirtentäschelkraut

Hirtentaeschelkraut
Capsella bursa-pastoris
Brassicaceae

Das Hirtentäschelkraut finden wir weit verbreitet am Wegesrand zu Grasflächen, auf Schutthalden, auf Geröllflächen und eben auch wie hier am Rinnstein unmittelbar neben einer viel befahrenen Straße und einem viel begangenen Trottoir. Es gehört wie unsere Kohlarten (Brassica) und der Senf zu den Kreuzblütlern.

Bei Kindern sind die dreieckigen, herzförmigen Schoten beliebt und bewundert. Die reifen, trockenen Schoten rasseln, wenn man sie schüttelt. Öffnet man sie, kommen einem tausende, winziger Samen entgegen. Die frischen Schoten knacken lustig, wenn man sie mit den Fingernägeln aufdrückt. Blüten und Früchte sitzen an einem 10 bis 70 cm hoch werdenden Stängel, der sich aus einer grundständigen Blattrosette erhebt. Extreme Rohköstler verwenden die Blätter bei der Zubereitung von Wildpflanzensalaten.

Hirtentäschelkraut findet in der Volksmedizin seine Anwendung als blutstillendes Mittel. Es wird davon abgeraten, Hirtentäschelkraut während der Schwangerschaft zu genießen bzw. anzuwenden, weil es zu Kontraktionen der Gebärmutter führe.

Hirtentäschelkraut ist ein derartiges Allerweltskraut, dass es überall außer auf Golfplätzen und in ähnlich sterilen Gartensituationen vorkommt.

Männertreu

Lobelie

Lobelia erinus
Glockenblumengewächse - Campanulaceae

Mit den blauen Blumen ist das so eine Sache. Über allem Blau der Blüten schwebt immer noch die blaue Blume der Romantik. Aber auch andere schaffen es nicht, nicht bedeutungsschwanger daherzukommen.

Bei mir hat sich das Männertreu selbst ausgesät. Ein netter Mitmensch muss letztes Jahr irgendwo über mir welche in seinem Balkonkasten gehabt haben. Dass sie zu den Glockenblumengewächsen gehören, ist ihnen nicht anzusehen, finde ich. Ihre Heimat ist Afrika. Sie sind entsprechend dem Lied über den treuen Husaren einjährig aber leicht durch Samen zu vermehren.

Wie dieses kleine, vielblumige und blühfreudige Pflänzchen zu seinem Namen ‚Männertreu’ gekommen ist, weiß ich nicht. Das Blau wird eine Rolle gespielt haben. Vielleicht aber auch die Vielzahl der kleinen Blüten. Denn, was Treue betrifft, erweisen sich Männer entgegen allen Vorurteilen als höchst multitaskingfähig.

So wie das Männertreu in meinen Blumenkasten geraten ist, gerät es auch zunehmend in die Ritzen und Spalten zwischen Gehwegplatten und Pflastersteinen. So kommt es, dass das glockenklangreine Lied des treuen Mannes überall im Lande erschallt. Ganz leise natürlich. Schließlich gehen Männer mit ihren guten Eigenschaften nicht laut hausieren. Nicht wahr?

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