Stadt- Industrieflora

Mittwoch, 28. Juni 2006

Rasen

Rasen

Viele, viele millionen Gärten bestehen zu einem großen Teil aus einer Rasenfläche. Diese bedarf der permanenten Pflege. Hierzu werden Geräte und Maschinen hergestellt und gekauft. Denn so ein Rasen muss regelmäßig gestutzt werden, Alles, was nicht Gras und zwar gewolltes Gras ist, muss eliminiert werden. Moos darf schon gar nicht aufkommen. Der Rasen muss mindestens einmal im Jahr `gelüftet‘ werden. Anflüge von Moos und alte, absterbende Gräser müssen entfernt werden. Die hierzu notwendige Handlung erweitert unseren Wortschatz um den Ausdruck ‚vertikutieren‘ Na, das ist doch was. "Nein, heute nachmittag habe ich keine Zeit. Ich muss meinen Rasen noch vertikutieren"

Einer solchen Argumentation kann man kaum widersprechen, enthält dieser Satz doch eine Vokabel mit höherer Weihe. Frau Müller mit ihren zehn Quadratmetern Grün mit Gänseblümchen, Löwenzahn und Wegerich zwischen den unregelmäßig langen und sogar noch von Fremdgräsern, gar von Quecke durchsetzen Grün vor dem Küchenfenster kann so ein großartiges Wort erst gar nicht aussprechen. Frau Müller hat nicht mal eine Wiese. Dazu ist ihr Grünfleck einfach zu klein. Frau Müller hat gar nichts. Frau Müllers Grün gibt es nicht. Frau Müllers Grün gilt nicht. Frau Müller düngt nicht mal regelmäßig, pflegt ihr Grün nicht und lässt auch nicht jedes Wochenende ihren Rasenmäher über das wohlgeordnete Grün surren oder knattern. Wer weiß, wie deren Küche aussehen mag. Die hat bestimmt eine abgewetzte Plüschgarnitur im Wohnzimmer stehen.

Was hat das eigentlich auf sich mit dem Rasen? Wie kommt es dazu, dass der Rasen etwas so fast Unabdingbares in der Nähe des Hauses geworden ist?

Naturgegeben ist eine Grasfläche in unserer Vegetationszone nicht. Hier herrschte, überließe man das Land sich selbst, dichter Mischwald, vielleicht hie und da von einer kleinen, grasbewachsenen Lichtung unterbrochen, die im Dickicht des schier unendlichen Waldes auf geradezu wundersame Weise einen etwas weiteren Blick als den auf die vielen Baumstämme, das Unterholz, die Farne und hin und wieder aber selten auf eine Blume erlaubte.

Ursprüngliche, kleine, primitive menschliche Ansiedlungen in einem solchen Wald nutzen diese Freiflächen oder schaffen sich solche durch das Fällen von Bäumen. Auch hier entwickeln sich seitlich des fest getretenen Zentralplatzes und seitlich der Trampelpfade Grasflächen, Nahrung für Vieh, welches wiederum verhindert, dass dort wieder Bäume aufwachsen.

Um mehr Vieh halten zu können und um Ackerbau treiben zu können, wird noch mehr Wald gerodet. Auf den Äckern wachsen die Früchte und das Gras wird vom Vieh kurz und von dort unliebsamen anderen Pflanzen frei gehalten. Wo Letzteres nicht ausreicht, hilft der Mensch nach, indem er Disteln, Brennesseln, aufkeimende Brombeeren und andere Störenfriede entfernt. So ist eine Art Rasen entstanden. Und so werden immer noch viele Grasflächen sauber und kurz gehalten. Man denke an Deiche oder auch an die Rhein- und andere Flußwiesen.

Das funktioniert übrigens nicht überall. Nehmen wir z.B. die Lüneburger Heide, eine ausschließlich auf Grund von Tierfraß entstandene Landschaft. Hier wächst selten Gras. Hier wachsen Heidekräuter. Das hängt unter anderem mit der Bodenbeschaffenheit zusammen, die den meisten Gräsern keine Existenzgrundlage bieten. Die anspruchsloseren Heidekräuter hingegen finden hier eine Nische, in der sie existieren können, so lange höherer Gehölzbewuchs durch die Tiere verhindert wird.

Doch zurück zum Rasen. Savannen und Steppen, Landschaften die aus Gräserflächen bestehen, können wir außer Acht lassen, weil sie bei uns, außer vielleicht und ansatzweise im süddeutschen Rheingraben, der in der Tat zu versteppen droht, nicht vorkommen. Streuobstwiesen, Wiesen, die zur Maht angelegt wurden, um Winterfutter für das Vieh in Form von Heu oder Sillage zu erzeugen, können ebenfalls vernachlässigt werden. Wir haben es somit mehrheitlich mit bewusst oder unbewusst unter dem Einfluss des Menschen entstandenen Vegetationsformen zu tun.

Möglicherweise, aber das ist Spekulation, kann das grasige Grün, die Fläche mit dem etwas weiteren Blick als dem auf den nächsten Baumstamm und auch der Triumph, den Wald wenigstens ein Stück besiegt zu haben, sehr wohl eine Rolle beim Entstehen und der Wertschätzung unserer Rasenflächen spielen.

Machen wir noch einen spekulativen Versuch. Wo tauchen denn in unserer Vegetationszone Rasenflächen im Bereich der Mächtigen, des Adels, der Begüterten in historischen Zeiten auf? So unmittelbar am Haus, pardon, Schloss finden wir sie nicht. Dort herrschen streng formale Bosquetten, mit dem Lineal gezogene Auffahrten von prächtigen Bäumen flankiert und kiesgeschmückte Wege. Hier ist Gras eher der Feind der ‚höheren‘ Ordnung. So ein Primitivling muss dem Herrschaftswillen, der manche andere Pflanze ebenfalls in strenge, geometrische Formen gezwungen hat, des heraus gehobenen Menschen weichen.

Aber darüber hinaus, da wo strenger Formalismus ausfasern durfte, wo der wilde Wald zwar nicht einfach geduldet sondern in für den ‚Natur’beherrscher erträgliche Form gebracht wurde, Baum und Strauch nicht in ihrer Wildheit belassen sondern als Gestaltungselement erhöht wurde, wo der dichte, fast undruchdringliche Wald verdrängt und durch Partien mit Durchblicken und Weitblicken ersetzt wurde, da entstand zum ersten Mal etwas, was man Rasen nennen kann. Der Park, zuerst der herrschaftliche Park, der Lustpark, der später wie so Vieles ehemals dem Adel Vorbehaltene vom Volk übernommen wurde, war entstanden.

Da, so scheint mir, liegt der Hase im Pfeffer und der Rasenmäher im Gras. Nach den diversen blutigen und unblutigen Revolutionen wurde die Attitüde des Adels von den Bürgern übernommen. Villen mit parkähnlichen Gärten entstanden. Gärtner und Gartenarchitekten fanden Berufung, Beruf und Einkommen. Großbürger unterhielten auch richtig ausgedehnte Parks. Nehmen wir z.B. die Villa Hügel in Essen.

Da die Entwicklung nicht bei der bürgerlichen Gesellschaft und dem Großbürgertum Halt gemacht hat, entstanden mit dem Kleinbürger dann auch die kleineren Häuser mit den kleineren Parks, den Gärten. Aber eins hat sich gehalten, die gestutzte, dem menschlichen Willen ausgelieferte, ‚gepflegte‘ Grasfläche, der Rasen.

Und heute wird darum ein Kult getrieben, der ganze Industrien nährt, Produkte entstehen lässt, die sowas von lächerlich und überflüssig sind, dass die Geschichte sich kugelt vor Lachen. Hochschulinstitute beschäftigen sich mit ‚Rasenforschung‘. Die chemische Industrie entwickelt immer neue Präparate. Bis in die Medien wird diskutiert, ob der letzte Rasenschnitt vor dem Winter 4 oder nicht doch 4,2 oder sogar 4,5 cm Grashalmhöhe belassen sollte. Ja, das Leben wäre schon langweilig, wenn man nicht solche Probleme hätte. Und wohin mit dem ganzen Geld, wenn man nicht dieses Aushängeschild der Form, der Ordnung, des Herrschaftsanspruchs bepflegen müsste, was eben was kostet, was man sich leisten kann.

Nichts gegen Parks, (ich liebe Parks) nichts gegen Rasenflächen, nur wem das Stück Rasen um sein Haus zu viel Zeit und Geld kostet, dem sei gesagt, Rasen muss nicht sein. Es geht auch anders und das viel interessanter, pflegeleichter und letztendlich auch billiger, nebenbei auch ökologisch sinnvoller, aber vor allem weniger lächerlich.

Dienstag, 27. Juni 2006

Die Natur ist gnadenlos

Centaurea
foto ar/gee gleim

Fort Collins (USA) - In Europa ist die Flockenblume (Centaurea maculosa) ein harmloses Pflänzchen, ein Unkraut. In Nordamerika verdrängt und vernichtet sie erfolgreich einheimische Pflanzen. Ihre Waffe? Catechine, selbst hergestellte Pflanzenvernichtungsmittel. Kleine, fettlösliche, sekundäre Pflanzenstoffe, die ansonsten auch in Grünem Tee oder Schokolade vorkommen. Über die Wurzeln gelangen die Catechine in den Boden und zerstören schließlich das gesamte Wurzelwerk der Konkurrenten. Forscher aus den USA entschlüsselten den biochemischen Wirkungsmechanismus dieses natürlich produzierten Pflanzengiftes. Sie beschreiben ihre Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin "Science".

"Centaurea-Arten sind von allen eingeschleppten Pflanzen die größten ökologischen Schädlinge in Nordamerika," berichten Jorge Vivanco von der Colorado University und Kollegen.

Catechine lösen bei den einheimischen Pflanzen eine Reihe von Reaktionen aus: In der für das Pflanzengift anfälligen Pflanze werden aggressive, sauerstoffaktive Substanzen freigesetzt, die zusammen mit einem Anstieg der Kalziumkonzentration zum massenhaften Zelltod führen. Das Zellsterben beginnt in der Wurzelspitze und breitet sich über die gesamte Wurzel aus - die Pflanze geht zugrunde.

Alle Pflanzen kommunizieren über chemische Botenstoffe miteinander. Jeder Gärtner weiß: Unter einem Walnussbaum wachsen kaum andere Pflanzen. Und wo einmal ein Apfelbaum stand, gedeiht kein anderer. Die Tamariske optimiert und verteidigt ihren Standort, indem sie über spezielle Salzdrüsen aktiv den Boden versalzt. Insofern ist die Flockenblume auch nicht aggressiver als andere Pflanzen. Vor knapp 100 Jahren wurde sie von Osteuropa nach Nordamerika eingeschleppt, wo sie keine natürlichen Konkurrenten besitzt. In Europa konnten benachbarte Pflanzen in Jahrmillionen des gemeinsamen Zusammenlebens eine gewisse Resistenz gegenüber Catechinen entwickeln.
Quelle: Science

Sonntag, 11. Juni 2006

Eselsdistel

Onopordum acanthium

Esels1

Die Eselsdistel ist eine 1 m bis 1,50 hoch werdende, stattliche Pflanze mit auffallend silbrig-grauen, buchtigen, stark stachelig bewehrten, großen in eine starre Spitze auslaufenden Blättern und ebenfalls silbrig behaarten Stengeln. Farbe und Behaarung weisen darauf hin, dass sie an Trockenheit angepasst ist. Sie bevorzugt warme Standorte, stammt sie doch aus Südeuropa.

Esels2

Bei uns kommt sie etwa so häufig vor wie ein historischer Wagen des Airport Fire Service des Düsseldorfer Flughafens am Worringer Platz dieser Stadt., wie er auf dem Bild hinter eben einer Galerie etlicher Eselsdisteln auf einem Grünstreifen zu sehen ist. Diese Bilder sind drei Jahre alt. Die Eselsdisteln sind im Zuge der Neugestaltung des Worringer Platzes entfernt worden, obwohl sie unter Naturschutz stehen (GefGr. 3)*

Esels3

Wie aber kommt es, dass eine solch seltene und in ihrem Bestand gefährdete Pflanze sich spontan auf den Verkehrsinseln und Mittelstreifen eines einen Verkehrskontenpunkt darstellenden, innerstädtischen Platzes ansiedelt?

Nun ja, zum Einen findet sie dort ihr gemäße Bedingungen vor, d.h. Bedingungen, mit denen sie zurecht kommt. Dann aber, und das erscheint mir entscheidend zu sein, hat sie hier wenig Konkurrenz. Gerade weil diese Verkehrsinseln immer mal gemäht werden und solch ein Verkehrsknotenpunkt es für viele Pflanzen unmöglich macht, dort Fuß zu fassen, eröffnet sich für unsere Eselsdistel just jene Nische, in der sie sich durchsetzen kann. Es ist warm. Und mit den übrigen Widrigkeiten wie Trockenheit, Nächte, in denen der Taupunkt nicht erreicht wird, und Emissionen der übelsten Art kommt sie im Gegensatz zu heimischen und eigentlich vitaleren und dominanteren Pflanzen gut zurecht. "Hey, hier bin ich Ihr Brennesseln, Ihr Engelswurze, Ihr wilden Kerbel, die Ihr ach so empfindsam seid, dass Ihr das hier nicht aushaltet!" scheint sie zu melden.

Vor ein paar Tagen bei Betrachtung der Mäusegerste hatte ich darauf hingewiesen, dass die Artenvielfalt in Städten höher ist als in der die Städte umgebenden, freien Landschaft. Dazu erreichten mich etliche erstaunte wenn nicht stark zweifelnde Fragen. Ja, es stimmt. Es ist die Vielfalt nicht die Üppigkeit der Pflanzen. Gerade der Umstand, dass Pflanzen immer wieder gestört werden, was viele in der Gegend natürlich vorkommende (autochthone) Pflanzen nicht aushalten, ist es, die anderen, in einer Gegend weniger häufig oder überhaupt nicht vorkommenden Pflanzen ermöglicht, ihre Nische zu finden. Es ist nun mal so, dass in einer Stadt Bedingungen herrschen, die der an sich in dieser Gegend beheimateten Flora das Leben mitunter schwer wenn nicht unmöglich machen. Derlei Widrigkeiten sind in der Stadt ebenso häufig wie unterschiedlich. Gerade solche auf kleinste Räume beschränkten, microklimatischen und/oder emissionsbedingten (Luft und Boden betreffend) Gegebenheiten bringen es mit sich, dass sich oft schon auf wenigen Metern recht unterschiedliche Lebensbedingungen ergeben. Unter jeder dieser Bedingungen finden dann speziell angepasste Pflanzen dort und nur dort ihren Standort und eben nicht ein paar Meter weiter. In der freien Landschaft sind die spezielleren Lebensbedingungen viel großflächiger angelegt. Deshalb finden wir in den Städten auf kleinstem Raum sehr verschiedene Pflanzen, während in der freien Landschaft sich jeweils dort typische Pflanzengesellschaften aus meist wenigen unterschiedlichen Pflanzenarten bilden. Im Reich der Pflanzen geht es sehr rigoros zu. Es herrscht gnadenloser Verdrängungswettbewerb. Wer am besten mit einem Standort zurecht kommt, ist Sieger und darf leben. Das heißt nicht, dass sich, wo es sinnvoll ist, nicht auch Symbiosen zwischen unterschiedlichsten Pflanzen bilden, sich die Jungs und Mädels Grünlinge (und Pilze) nicht inniglichst zu Überlebensgemeinschaften zusammenschließen.

Die Vielfalt der in einer Stadt siedelnden Pflanzen bedeutet nicht, dass es in der Stadt allgemein besser oder günstiger zu leben ist. Eine der Climaxvegetation einer Gegend entsprechende Flora kann sich nicht aufbauen. Aber immerhin, hier bilden sich neue, den Umständen angepasste Vegetationen, die in ihrer wohltuenden Wirkung nicht zu unterschätzen sind. Solche Vegetationen rücken erst jetzt in das Blickfeld der Betrachtung. Die Forschungsergebnisse sind noch sehr lückenhaft. Das Forschungsgebiet aber ist äußerst interessant. Auffallend ist, wieviel Neophyten, Pflanzen aus weit entfernten Gebieten (z.B: neuerdings das schmalblättrige Greiskraut aus Südafrika), hier überall, auf festgetretenen Schotterplätzen, in der luftigen Höhe von Regenrinnen, ja sogar in Astgabeln von Bäumen Fuß fassen. Multikulti und Globalisierung auch im Reich der Pflanzen.

Die Climaxvegetation in der Region Düsseldorf, meinem Wohnort, denken wir uns Stadt und Menschen mal weg, wäre Wald - besiedelt u.a. von Wolf und Bär Dominante Pflanzen wären wahrscheinlich Buche und Eiche. Aber darum geht’s hier nicht. Die Mammuts und Dinosauriere sind auch mal ausgestorben. In diesem Sinne geht es auch mit der Vegetation weiter. Und wie es möglicherweise weitergeht, das ist wissenswert und interessant. Ob diese neuen Pflanzengesellschaften um uns herum nun eine Chance sind oder nicht, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind sie kein Alibi für jedwede Umweltsünde. Ganz und gar nicht. Weiter führende Bewertungen kann ich nicht abgeben, da ich solche nicht zu untermauern wüßte. Ich weiß nur, dass so Geschichten, wie jedem künstlich angelegten Tümpel das Etikett ‚Biotop‘ anzuheften und zu meinen, damit sei ein Stück Natur wieder erwacht, nicht nur lächerlich sondern irreführend sind. So einfach ist die Chose nicht.

GefGr. 1 = vom Aussterben bedroht
GefGr. 2 = stark gefährdet
GefGr. 3 = gefährdet

Esels4

Freitag, 9. Juni 2006

Mäusegerste

Hordeum murinum (Hordeum lat = Gerste, murinum lat mus = Maus)

Maeusegerste

Die Mäusegerste ist ein häufiger Gast in unseren Städten. Man findet sie in Pflasterspalten an Mauern, auf Baumscheiben und an sonstigen zwar nährstoffreichen aber trockenen Standorten, die gleichzeitig warm genug sind.

Städte speichern mit ihrer Stein- Beton- und Asphaltmasse die tagsüber aufgenommene Wärme und sorgen dafür, dass die Wärme sich auch nachts länger hält. Ferner verfügen Steine, Beton und Asphalt keine Temperaturregulierung in Form einer ihnen innewohnenden Kühlung, wie sie bei Pflanzen und Erde alleine schon durch die Verdunstung von Wasser eintritt. Ferner ist der Luftaustausch in Städten meist geringer als in der freien Landschaft. Hieraus resultiert neben anderen hier nicht berücksichtigten Faktoren, dass die Temperatur in Städten in der Regel einige Grade höher liegt als die ihrer ländlichen Umgebung.

Mäusegerste ist somit ein Wärmeanzeiger. Sie kommt heute in Mitteleuropa, Nordamerika und Asien vor, stammt jedoch aus dem Mittelmeerraum.

Sie ist heute in unseren Breiten eine der typischen Pflanzen der Stadtvegetation. Auf einer ländlichen Wiese wird man sie nicht finden. Die städtische Vegetation unterscheidet sich wesentlich von der ländlichen und bildet eigene Vegetationsgesellschaften. Sie enthält sowohl einheimische wie auch manchmal von weit her eingeschleppte Pflanzen (Neophyten). Zu letzteren gehört somit die Mäusegerste, auch wenn sie uns gewöhnlich vorkommt und uns als ‚Unkraut‘ aus fast jeder Ritze entgegen wächst.

Ob sie zu den Ahnen unserer biernotwendigen Gerste zählt, ist mir nicht bekannt. Ich halte dies allerdings für unwahrscheinlich zumal es sich bei unserer angebauten Gerste um Hordeum vulgare handelt, diese botanisch als von Hordeum murinum verschieden behandelt wird. Und da Mäuse meines Wissens weder Bier brauen noch Whisky brennen, werden sie wohl lediglich die Körner aus den mit langen Grannen versehenen Ähren fressen. Die dazu gehörigen Mäuse mögen unsere Städte aber weniger, weshalb sie auf das leckere Mahl wohl verzichten müssen. So ist das manchmal im Leben.

Städtische Pflanzengesellschaften sind außerordentlich artenreich. Bemerkenswert ist, dass sie im Zentrum von Städten weit artenreicher sind als in den Vororten. Diese Verteilung der Artenvielfalt hat wenig mir der Korrelation von dem in Vororten größeren Reinlichkeitsverlangen der Bewohner zur lockereren Bebauung und Vorgartenkultur zu tun. Mäusegerste wie andere Landflüchtlinge bedürfen der permanenten Störung freier Flächen durch den Menschen. Auf Flächen, die sich selbst überlassen sind, siedeln hingegen sehr bald Ruderalpflanzen. Solche Gesellschaften tendieren zur Ausbildung von neuen Climaxvegetationen und gleichen sich im Zeitraum von Jahrzehnten und Jahrhunderten, der allgemein einer Gegend entsprechenden Vegetation an. Hier hätte die Mäusegerste keine Chance.

Man hat festgestellt, dass sich in Großstädten so um die 1.000 verschiedene Pflanzen ansiedeln (statistischer Mittelwert) . Ich vermute, dass die wachsende Zahl der in Städten nistenden Vögel damit zusammenhängt, auch wenn dieses abwechslungsreiche Nahrungsangebot und daraus resultierend auch eine Vielfalt an Insekten und sonstigen, kleineren Vertretern der Fauna nicht der einzige Grund für die Übersiedlung scheuer Waldvögel (Amsel, Ringeltaube u.a.) in die Städte sein wird. Die intensive Nutzung ländlicher Flächen und die Verseuchung der Landschaft mit Pestiziden wird hier eine ebenso große wenn nicht größere Rolle spielen.

Donnerstag, 8. Juni 2006

Wiese

Wiese

Heuschnupfenleidende mögen mir verzeihen, solch eine Wiese ist einfach zu spannend, als dass man sie ignorieren könnte. Auch duftet sie ganz herrlich. Pferde, Kühe, Meerschweinchen, Kaninchen haben sie zum Fressen gern, und manche Gesundschläfer rund um die ganze Welt schwören auf das von so einer Wiese gewonnene Heu. Aus manchen, mehrere Sinne gleichzeitig stimulierenden Gründen wirken die wogenden, wilden Grasansammlungen anregend. Dies trifft für beide Geschlechter zu. Beide neigen dazu, ihren neuen, supergroßen Flachbildschirmfernseher zu vergessen und sogar den kastrierten Rasen eines Weltmeisterschaftsfußballfeldes.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Finden

 

Kalender

August 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 

Aktuelle Beiträge

Hi, gibt's die Platte...
Hi, gibt's die Platte noch bei Dir - Zu spät Ihr Scheißer...
dischordzilla - 24. Mär, 18:24
Uschi Paranoia
Hallo,ich war zu der Zeit Panza einer der ersten Punx...
martinpanza - 18. Nov, 23:02
einfach ein schönes Plätzchen
...immer wieder gerne hier. Durch die Weitläufigkeit...
Stephan Miller - 25. Apr, 08:39
BIERPARADIES
Ein SUPER Laden!!! Der Laden heißt Bierparadies und...
loveme81 - 14. Jan, 22:11
Pervers !!
Wisst ihr eigentlich , wie scheiße dieses Bild ist...
MrsBabbyBobby - 7. Jan, 15:49
Was aus uns geworden...
Hallo zusammen, also, einer hat schon mal promoviert,...
lancelot0815 - 4. Dez, 21:22
?
Das mit dem mittelmäßig verstehe ich nicht.Die Tattoos...
heike7777 - 25. Nov, 11:19
Empfehlenswert.
Ein gemütliches und vor allem sauberes Studio.Eine...
gunther4000 - 18. Nov, 19:36

Status

Online seit 7066 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 6. Jul, 02:00

Impressum

Verantwortlich für Inhalte von gnogongo sind die Autoren. Verantwortlich i.S.d.P. ist Richard Gleim, Sternstr. 31, 40479 Düsseldorf, Fon: 02 11-2614298, mail: gleim@online.de Wir distanzieren uns in aller Form und in aller Unschuld von Inhalten verlinkter Sites und Inhalten von Kommentaren auf diesem Blog mit strafwürdigen oder verletzenden und geschmacklosen Inhalten, die von uns noch nicht entdeckt wurden und entfernt werden konnten, was nicht bedeutet, dass Geschmacklosigkeiten, die wir haben durchgehen lassen, unsere Billigung finden. Das © der jeweiligen Beiträge verbleibt bei den jeweiligen Autoren. Im Rahmen von Weblogs sind Zitate mit Autoren- bzw. Quellenangabe erwünscht.

Credits


Altstadt
Arkadien Bilk
Bruno, der Bär
Büdchen
Greifweg
Japan in Düsseldorf
Kölner Strasse
Musik
Rheinischer Backstein
Stadt- Industrieflora
Warten
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development